Kasimir & Karoline

nach Ödön von Horváth In einer Fassung von Carlotta Salamon

Aktuell sind keine Termine vorhanden.

München, Oktoberfest. Während sich Karoline amüsieren will, ist Kasimir nicht nach Feiern zumute. Ihm wurde gerade seine Anstellung gekündigt. So kommt es zum Streit und ihre Wege trennen sich zunächst und Karoline gibt’s sich alleine dem rauschenden Treiben des Oktoberfests hin. Im Laufe der Handlung begegnen sie einander mehrfach, eine Versöhnung liegt greifbar nah, ihre Gespräche enden jedoch immer wieder in Streit. Bis zur Eskalation.

LIFE IN PLASTIC, IT'S FANTASTIC
''(...) Doch zweifellos werden die Massen eher von dem sozialen Mikro-Kosmos, vom religiösen Genuss des realen Amerikas in Miniaturform und vom perfekten Scenario ihrer eigenen Zwänge und Freuden angezogen. Man parkt draußen, drinnen steht man Schlange und am Ausgang wird man abgeschoben. Die einzige Phantasmagorie in dieser imaginären Welt ist die Phantasmagorie der Zärtlichkeit, einer den Massen innewohnenden Wärme und die des Spielzeugs zur Unterhaltung der Massen, das in mehr als ausreichendem Maß vorhanden ist. (...)
Überall in dieser kindlich tiefgekühlten Welt von Disneyland, bis hin zur Morphologie der Individuen und der Massen, zeichnet sich also das objektive Profil Amerikas ab. Alle Werte sind - durch die Miniatur und den Comic-Strip - bis ins Übertriebene gesteigert, einbalsamiert und friedlich verpackt. (...)
Ein digest des american way of life, eine Lobrede der amerikanischen Werte etc., kurz: idealisierte Übertragungen einer widersprüchlichen Realität.
Das trifft ganz sicher zu, verbirgt jedoch gleichzeitig etwas anderes:
Das 'ideologische' Raster dient nur dazu, eine Simulation dritter Ordnung zuzudecken: Disneyland existiert, um das 'reale' Land, das 'reale' Amerika, das selbst ein Disneyland ist, zu kaschieren. Disneyland wird als Imaginäres hingestellt, um den Anschein zu erwecken, alles Übrige sei real. (...)
Daher die Debilität dieses Imaginären, sein infantiles Degenerieren.
Diese Welt möchte kindlich sein, um den Anschein zu erwecken, die Erwachsenen stünden draußen in der realen Welt.''
(Jean Baudrillard, 'Agonie des Realen')

Was Baudrillard 1978 über Disneyland schrieb, lässt sich auch auf Horváths Oktoberfest übertragen. In dieser zugespitzten Miniatur der westlichen Waren- und Konsumwelt sind die beiden Figuren Kasimir und Karoline damit konfrontiert, dass exzessiver Genuss und Eskapismus einem systemischen Imperativ entsprechen und dass Wünsche, Ängste und Begierden nicht Ausdruck eines privaten Innersten sind, sondern von einer sozialen Architektur geformt werden.

Mit Amelie Willberg, Joshua Hupfauer

Regie & Ausstattung Carlotta Salamon

Musik Matthias Flake

Dauer: ca. 70 Minuten

Pressestimmen

„Carlotta Salamons Inszenierung besticht durch minimalistische Optik und großartige schauspielerische Leistung.“ (Kulturblog Landshut)

„Nur die Grundkonstellation bleibt von Ödön von Horváths zeitaktuellem Volksstück „Kasimir und Karoline“. Carlotta Salamon erweitert mit „oder es geht besser, besser, immer besser….“ über die Discozeit hinaus bis auf die Probleme der Gegenwart, setzt dabei auf eine provokante Textcollage und ein expressiv exaltiertes Spiel, das die vierte Wand durchbricht.“ (Kulturblog Landshut)


„Die Inszenierung besticht durch die Fokussierung auf die beiden Protagonisten, die effektvoll minimalistische Ausstattung und Lichtregie, vor allem durch die schauspielerische Energie.“ (Kulturblog Landshut)