Aggro Alan
von Penelope Skinner
Fotos: Thorsten Schnorrbusch - © Rottstr 5 Theater
Roger ist der Held in AGGRO ALAN. Und Roger hasst seinen Job. Nachdem er seine alte, gut bezahlte Arbeit verloren hat, muss er als dritter Assistent eines Supermarktfilialleiters, Beschwerden von Kunden entgegennehmen.
Eigentlich hasst Roger sein ganzes Leben, denn seine Frau hat ihn nach einer postnatalen Depression verlassen, seinen 13jährigen Sohn hat er seit acht Monaten nicht mehr gesehen und seine derzeitige Freundin entdeckt plötzlich den Feminismus.
Doch dann stößt Roger zufällig auf den Youtube-Kanal von Aggro Alan, einem Pionier der Männerrechtsbewegung, und endlich fühlt er sich verstanden. Plötzlich ergibt alles einen Sinn! Aggro Alans radikale Gedanken und Erkenntnisse sind für Roger wie ein Befreiungsschlag von seinem alten Leben, der systematischen Unterdrückung und der Ausbeutung des Mannes durch den Feminismus, der eine gynozentrische Gesellschaft geschaffen hat. Und so rutscht Roger immer tiefer in eine krude Ideologie, die ihn mehr und mehr von sich und seinen engsten Mitmenschen entfernt, bis er sich schließlich sagt: "Hier wird sich einiges ändern!"
Autorin Penelope Skinner suchte eine künstlerische Antwort auf die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten – und schrieb einen Monolog über Männlichkeit in der Krise. Mit viel Witz schafft Skinner es in ihrem Text meisterhaft, mit nur einem Charakter verschiedene Blickwinkel auf Männlichkeit im 21. Jahrhundert zu eröffnen. Wie viel Mitleid man für Roger empfinden kann, ändert sich dabei ständig: so echt seine Probleme auch sind, umso fragwürdiger werden mit der Zeit seine Lösungsansätze.
Die Uraufführung von AGGRO ALAN fand beim Edinburgher Fringe Festival statt und wurde von der New York Times Critics als „Best Theatre 2018“ ausgezeichnet.
Eine Produktion des Rottstr 5 Theaters
Mit Matthias Hecht
Regie Damian Popp
Assistenz Philipp Künzel, Dilara Buran
Licht Simon Krämer
Musik, Sounds Damian Popp, Simon Krämer
Fotos Thorsten Schnorrbusch
Produktion Alexander Ritter, Oliver Paolo Thomas
Premiere: 27. Februar 2020
Dauer: ca. 70 Minuten
AGGRO ALAN ist eine Zusammenarbeit des Rottstr 5 Theaters mit dem Studiengang Regie der Folkwang Universität der Künste
Pressestimmen
Matthias Hecht geht in seiner Rolle als Roger völlig auf. Wenn er immer wieder an seiner Hose nestelt oder sich den Schweiß von der Stirn wischt, wenn er halbherzig aufbegehrt und zögernd den Aufstand probt, ist das komisch und bemitleidenswert zugleich. Immer tiefer gerät er in die seltsame Gedankenwelt von Aggro Alan und es wird klar, wie leicht sich Menschen auf der Suche nach der Lösung ihrer Lebensprobleme von radikalen Bewegungen manipulieren lassen.
Ein toller, trauriger aber auch witziger Abend, dem es gelingt, die Geschlechterfrage realitätsnah und sinnlich zu verhandeln.
(WAZ / Funke Medien Gruppe)
Wie ein irregeleiteter Politiklehrer laviert Roger zwischen einer beeindruckenden Zahl von Overheadprojektoren. (...) Matthias Hecht hält das Bild von Roger gekonnt in der Schwebe – ist man in einem Moment geneigt, Mitleid mit ihm zu empfinden, fehlt einem im nächsten Augenblick jedes Verständnis für seine immer unsinniger werdenden Lösungsansätze. Ein schwächerer Schauspieler würde die Figur einfach der Lächerlichkeit preisgeben, aber Matthias Hecht zeigt auf beeindruckende Weise Rogers Ambivalenz.
(Stadtspiegel / Lokalkompass)
Penelope Skinner erzählt die satirische Tragödie mit Witz und Empathie, ohne ihr politisches Anliegen zu verraten. Oft empfindet man Mitleid mit dem Protagonisten, der an seinem gestörten Selbstbewusstsein zerbricht. Matthias Hecht spielt diesen gestörten Charakter mit all seinem Machismo und all seinen verdrängten Ängsten brillant. Skinners Text ist eine Entdeckung, und Hecht verhilft ihm zu grandioser Wirkung.
(Dietmar Zimmermann / theatermail_nrw)